Bayreuth – Auf Einladung von Landrat Florian Wiedemann fand am 17. Juli ein Informations- und Netzwerktreffen zur Zukunft der regionalen Landwirtschaft im Klimawandel statt. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Herausforderungen, vor denen landwirtschaftliche Betriebe angesichts zunehmender Wetterextreme stehen, sowie mögliche Anpassungsstrategien.
Die Lenkungsgruppe Klimaschutz und Klimaanpassung des Landkreises Bayreuth informierte sich bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Bayreuth über bereits festgestellte klimabedingte Schäden und laufende sowie geplante Maßnahmen zur Anpassung an die veränderten Bedingungen.
Ziel der Veranstaltung war es, Fachleute aus der Landwirtschaft mit der Lenkungsgruppe des Landkreises zusammenzubringen, um Erfahrungen auszutauschen, erfolgreiche Maßnahmen vorzustellen und weitere Schritte zu diskutieren.
Landrat Wiedemann: "Die Landwirtschaft ist besonders stark vom Klimawandel betroffen – zunehmende Trockenheit, Extremwetterereignisse und Überflutungen stellen große Herausforderungen dar. Mit unserem Klimaanpassungskonzept haben wir eine solide Grundlage geschaffen. Jetzt gilt es, den dringendsten Handlungsbedarf zu identifizieren und die Landwirtschaft bestmöglich zu unterstützen.“
Klimawandel in der Region bereits spürbar
Klimaschutzmanager Bernd Rothammel stellte aktuelle Prognosen für das regionale Klima vor: steigende Durchschnittstemperaturen, mehr Hitzetage, weniger Frosttage und eine Zunahme von Starkregenereignissen. Die Folge: weniger pflanzenverfügbares Wasser in der Vegetationsperiode, erhöhte Erosionsgefahr und zunehmende Schäden durch Schädlinge und Extremwetter.
Friedrich Ernst vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg berichtete von bereits eingetretenen Ernteeinbußen in Franken – verursacht durch Trockenheit, Starkregen und Schädlingsbefall. Zudem seien lokal stark schwankende Niederschlagsmengen zu beobachten, was den Ernteerfolg zunehmend unberechenbar mache.
Innovative Ansätze und regionale Initiativen
Vorgestellt wurden auch verschiedene Lösungsansätze: Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft betreibt in Schwarzenau ein Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen. Johannes Beyer und Jakob Kunzelmann berichteten von ersten Anbauversuchen mit trockenresistenten Kulturen wie Körnerhirse, Schwarzkümmel, Sesam, Augenbohne und Erdnuss. Besonders vielversprechend sei die Kombination von Silohirse und Mais – vor allem in Trockenjahren, weil dann die Silohirse die Ernteverluste beim Mais teilweise kompensieren kann.
Daniel Spaderna vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken präsentierte die Initiative boden:ständig, die sich erfolgreich gegen Bodenerosion und Nährstoffeinträge in Gewässer engagiert. In rund 80 Projekten in Bayern – neun davon im Landkreis Bayreuth – entwickeln Landwirte praxisnahe Lösungen zur Bewältigung von Starkregen, Trockenperioden und Erosionsgefahr.
Amrei Schindelmann von der Unteren Naturschutzbehörde stellte die Streuobstallianz Bayreuth vor. Diese Initiative setzt sich für den Erhalt und die Förderung von Streuobstwiesen ein, die in Zeiten des Klimawandels als Agroforstsysteme eine Renaissance erleben könnten. Sie bieten nicht nur Lebensraum für zahlreiche Arten und liefern dazu noch gesundes Obst in reicher Sortenvielfalt, sondern tragen auch zu Klimaschutz und Klimaanpassung bei. Seit 2021 zählt der Streuobstanbau zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe.
Praktische Demonstrationen und Ausblick
Sebastian Thiem und Maximilian Arneth von den Landwirtschaftlichen Lehranstalten zeigten in der Bodenhalle moderne, bodenschonende Bearbeitungsmethoden. Vorgeführt wurden eine Cambridge-Walze mit voran laufendem Strohstriegel und ein flach schneidender Federzinkengrubber mit nachlaufendem Striegel. Diese ermöglichen nach der Ernte eine ultraflache bodenschonende Bodenbearbeitung bzw. eine natürliche Unkrautbekämpfung ohne Totalherbizide. Eindrucksvoll war auch die Vorführung eines Starkregensimulators, der die Bedeutung von Bodenbedeckung zur Vermeidung von Erosion veranschaulichte.
Die Teilnehmenden bewerteten den Austausch als äußerst wertvoll. Sie sprachen sich für eine stärkere Vernetzung der Akteure sowie für eine Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit aus. Besonders betont wurden der Ausbau des integrierten Pflanzenbaus, vielfältige Fruchtfolgen zur Risikostreuung, die Schaffung von Rückhalteflächen für Niederschlagswasser sowie die Förderung von Humusaufbau und Biodiversität. Auch Forschung und Ausbildung im Bereich klimaangepasste Landwirtschaft sollen weiter gestärkt werden.
Die Lenkungsgruppe Klimaschutz und Klimaanpassung des Landkreises Bayreuth versteht sich als Multiplikator und Ideenschmiede. Sie vereint Expertinnen und Experten aus Bildung, Forschung, Verwaltung, Landwirtschaft, Energieversorgung, Umweltorganisationen, Kommunen sowie aus dem Kreistag, der IHK und der HWK.
Weiterführende Informationen:
- Infos zu Klimaanpassung auf dieser Website
- Forschungszentrum Landwirtschaft in Trockenlagen
- Landwirtschaftliche Lehranstalten des Bezirks Oberfranken
- Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg
- Streuobstallianz Bayreuth
- Initiative boden:ständig
- Lenkungsgruppe Klimaschutz und Klimaanpassung