Blau-grüne Infrastrukturen

Bereits heute beeinflusst die Erderwärmung das Leben in unseren Städten und Gemeinden. Die Situation wird sich weiter verschärfen, wenn, wie Klimamodelle prognostizieren, die Temperaturen weiter ansteigen und Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen noch häufiger auftreten. Daher steigt der Druck auf Kommunen, Maßnahmen zur Klimaanpassung bei kommunalen Entscheidungs- und Planungsprozessen zu berücksichtigen. 

Informationen rund um die Themen Gebäudebegrünung, Regen - und Brauchwassernutzung, sowie Flächenentsiegelung sind hier zusammengefasst. 

Für ein wichtiges Feld der Klimaanpassung, den blau-grünen Infrastrukturen, haben Stadt und Landkreis Bayreuth einen Handlungsleitfaden entwickelt, der aufzeigt, wie Kommunen blau-grüne Infrastrukturen fördern können.

Hintergrund - Was sind blau-grüne Infrastrukturen?

Blaue und grüne Infrastrukturen können Siedlungsflächen widerstandsfähi­ger gegen die Folgen des Klimawandels machen.

Blaue Infrastruktur hat zum Ziel, Regenwas­ser zurückzuhalten statt abzuleiten – so kann es verdunsten und dadurch die Umgebung kühlen oder langsam versickern, Pflanzen wässern und zur Grundwasserneubildung beitragen (Prinzip der „Schwammstadt“).

Grüne Infrastruktur, wie Gebäudebegrünung und Grünflächen, nutzt die Potenziale von Dach- und Fassadengrün, stärkt mit strukturreichen Lebensräumen die Artenvielfalt auch innerorts und ermöglicht, multi­funktionale Freiflächen zu gestalten und Frischluftschneisen wirksam zu halten.

Die Gestaltung von blau-grüner Infrastruktur ist damit nicht nur eine aktive Klimaanpassung, sondern stärkt gleichzeitig die Lebens- und Aufenthaltsqualität vor Ort durch attraktive Grün- und Wasserräume sowie die Biodiversität.

(Quelle: StMUV - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz)

Gebäudebegrünung

Warum brauchen wir mehr Gebäudebegrünung in der Region Bayreuth?

Gebäudebegrünung leistet auf mikroklimatischer Ebene einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an die verschiedenen Folgen des Klimawandels:

  • Durch die Dämmwirkung der Dach- und Fassadenbegrünung kann der Energiebedarf für Kühlung im Sommer und Heizung im Winter teilweise deutlich reduziert werden (Pfoser et al. 2014, S. 14-19)

  • Gebäudebegrünung kann die Gebäudesubstanz vor Niederschlag und Temperaturschwankungen schützen und damit Ressourcen und Energie für eine Sanierung oder einen Neubau einsparen. Dächer, die mit Kies oder mit einer schwarzen Bitumenpappe gedeckt sind, sind Temperaturschwankung im Jahresverlauf bis zu 100 °C ausgesetzt. Begrünte Dächern erhitzen sich im Sommer etwa 25 °C und Temperaturen sinken im Winter nur auf knapp unter den Gefrierpunkt ab, die Jahresschwankung beträgt also nur ca. 30 °C und beanspruchen die Dachsubstanz deutlich weniger (GreenCity 2015, S. 9).

  • Die Pflanzen tragen durch die Verdunstung von Wasser über ihre Blätter zur Kühlung und sorgen zudem für Verschattung und vermindern dadurch, dass sich Dach- und Fassadenflächen aufheizen. Dadurch können sie die zunehmend auch gesundheitsgefährdende Hitzebelastung verringern. Die Oberflächentemperatur extensiv begrünter Dächer ist im Durchschnitt um 11 °C niedriger als bei konventionellen Dächern. Bei Fassadenbegrünung konnte eine Verringerung der Oberflächentemperatur um bis zu 15,5 °C gemessen werden (Brune et al. 2017, S. 11 ff.).

  • Substrat und der Bewuchs der Begrünung halten Niederschlagswasser zurück und geben es erst zeitversetzt in die Kanalisation ab, was bei Starkregenereignissen, die in Folge des Klimawandels immer mehr zunehmen, der Kanalrückstau und somit Überschwemmungen vermindern kann (Pfoser et al. 2014, S. 15). Extensive Begrünung eines Flachdachs kann bis zu 60 % des Niederschlagswassers in der Begrünung abpuffern (GreenCity 2015, S. 8).
  • Pflanzen binden durch die Photosynthese Kohlendioxid und reichern die Luft mit Sauerstoff an, die CO₂-Speicherung kann sich stark zwischen den gewählten Pflanzenarten unterscheiden. Ein vertikales Begrünungssystem kann jährlich zwischen 13,4 und 97 kg CO₂ aufnehmen können (Marchi et al. 2015).

  • Weitere Vorteile von Gebäudebegrünung sind: Luftreinigung, da die Pflanzen Staub und Feinstaub binden können, Lärmschutz durch Minderung der Schallreflexion an Gebäuden, Erhaltung der biologischen Vielfalt, da sie in stark versiegelten Siedlungen Lebensraum und Nahrungsquellen für Tiere bieten, als Gestaltungselement mit ästhetisch ansprechender Wirkung und optischen Aufwertung des Wohn- und Arbeitsplatzumfeldes, Doppelnutzung möglich, z.B. zum Anbau von Nahrungsmitteln oder Energieproduktion bei "Solar-Gründachern" mit Photovoltaik oder Solarthermie-Modulen. 

Dachbegrünung – was ist das?

Als Gebäudebegrünung (auch Hausbegrünung genannt) werden alle Formen des ökologischen Bauens bezeichnet, bei denen Pflanzen gezielt in die Gestaltung einbezogen werden, um die Funktion des Bauwerks (z.B. Dämmung) und das lokale Klima zu verbessern.

Bei der Dachbegrünung wird je nach den verwendeten Pflanzenarten und ihrer Pflege zwischen Extensiv- und Intensivbegrünungen unterschieden:

  • Bei extensiver Dachbegrünung werden meistens niedrig wachsende Pflanzen wie z.B. Moose, verschiedene Sedum-Arten, Kräuter oder Gräser verwendet, die aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber starker Sonneneinstrahlung, Trockenheit und Vernässung pflegeleicht sind (d.h. es ist im Regelfall keine zusätzliche Bewässerung notwendig und meist sind nur ein bis zwei Kontrollgänge pro Jahr erforderlich). Für extensive Dachbegrünung kommen Flachdächer und leicht geneigte Schrägdächer (bis ca. 45° Dachneigung) infrage. Aufgrund des geringen Gewichts können extensive Dachbegrünungen auch nachträglich unter Berücksichtigung der Statik auf Haus-, Garagen- oder Vordächern sowie auf Dächern mit geringer Tragfähigkeit (wie z.B. bei Industriebauten oft üblich) angelegt werden.

  • Intensivbegrünungen sind je nach Wahl der Pflanzen bei Aufbau und Pflege aufwändiger. Von begehbaren Rasenflächen oder bodendeckender Begrünung über Stauden und Sträucher bis hin zu Bäumen kommen für intensive Dachbegrünung verschiedene Pflanzen in Betracht. Intensivbegrünungen sind in den meisten Fällen auf eine vielfältige Nutzung angelegt, z.B. als Dachgärten mit entsprechenden Geh- und Sitzbereichen. Intensivbegrünungen kommen auch über unterirdischen Bauten wie z.B. Tiefgaragen zum Einsatz.
Formen der Dachbegrünung; Abbildung nach Brune et al. 2017, S. 8

Daneben gibt es verschiedene Sonderformen der Dachbegrünung:
• Das sogenannte Biodiversitäts-Gründach besteht aus einer artenreichen Begrünung, bei der meist heimische Pflanzen zum Einsatz kommen. 

• Bei Solar-Gründächern werden Photovoltaik- bzw. Solarthermie-Anlagen mit der Dachbegrünung kombiniert. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass die Pflanzen keinen Schatten auf die Solar-Module werfen.

• Ein Retentions-Gründach zeichnet sich dadurch aus, dass in einem zusätzlichen Rückhalteelement größere Mengen an Niederschlagswasser gespeichert und zeitverzögert gedrosselt abgelassen werden können.

Fassadenbegrünung - was ist das?

Bei der Fassadenbegrünung unterscheidet man zwischen bodengebundener und wandgebundener Begrünung. Diese Systeme unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der bautechnischen Anforderungen (z.B. Tragfähigkeit der Fassade für zusätzliche Lasten, Korrosionsschutz) und auch bezüglich Investitions- und Pflegeaufwand.

Bei der bodengebundene Fassadenbegrünung werden Kletterpflanzen eingesetzt, die mit Wasser und Nährstoffen aus dem Erdreich versorgt werden. Der Fassadenbewuchs kann entweder als Direktbewuchs ohne Kletterhilfe, mit sogenannten Selbstklimmern (z.B. Efeu) oder durch Gerüstkletterpflanzen, mit einer dauerhaften Kletterhilfe (z.B. Stäbe, Seile, Gitter, Netze) ausgebildet sein.

Vorsicht bei selbstklimmenden Kletterpflanzen, da es zur Schädigung der Fassadenoberfläche durch deren Haftwurzeln oder Haftscheiben kommen kann. Deshalb sollten Selbstklimmer vorzugsweise auf fugen- und rissfreien Fassaden angebracht werden.

Bei vorgehängten, wärmegedämmten oder holzbekleideten Fassaden sollte hingegen eine Begrünung mit Kletterhilfe oder ein wandgebundenes Begrünungssystem verwendet werden.

Das wandgebundenes Begrünungssystem hat keine direkte Verbindung zum Boden. Deshalb ist eine gesonderte Versorgung mit Wasser und Nährstoffen erforderlich. Die Pflanzen – üblicherweise Moose, Gräser, Farne, teilweise auch kleinere Gehölze – werden entweder in einem modularen System in mit Substrat gefüllten Kassetten, Körben o.ä., die vor die Wand montiert sind, angebracht. Inzwischen gibt es auch Systeme ohne derartige Elemente, bei denen mit textilen Geweben gearbeitet wird. Diese eignen sich für eine flächige Begrünung.

Formen der Fassadenbegrünung; Abbildung nach Pfoser et al. 2014, S.39

Quellenverzeichnis

Brune, M., Bender, S. und Groth, M. (2017): Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung. Report 30. Climate Service Center Germany, Hamburg.

BuGG (2022): BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2022. Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung Deutschland. Herausgegeben von Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG). Online verfügbar unter: https://www.gebaeudegruen.info/fileadmin/website/downloads/bugg-fachinfos/Marktreport/BuGG-Marktreport_Gebaeudegruen_2022.pdf

BuGG (2023): Grüne Innovation Dachbegrünung. Herausgegeben von Bundesverband GebäudeGrün e.V.

Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) (2023): Grüne Innovation Dachbegrünung.

Greencity (2015): Vorteile der Gebäudebegrünung. Übersicht für die Münchner Stadtgesellschaft.

Pfoser, N., Jenner, N. et al. (2014): Gebäude, Begrünung und Energie. Potenziale und Wechselwirkungen. Bonn.

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Brauch- und Regenwassernutzung

Warum ist das Thema Betriebswassernutzung wichtig für die Region Bayreuth?

Die vergangenen Jahre haben mit anhaltenden Hitzeperioden, Dürresommern und Starkregenereignissen gezeigt, dass die Wasserversorgung ein grundlegendes Zukunftsthema auch in der Region Bayreuth sein wird. Die Nutzung von Betriebs- und Regenwasser kann wertvolle natürliche Ressourcen sparen und zugleich ökologische, aber auch wirtschaftliche Vorteile bieten. Im Durchschnitt bezieht jeder Einwohner Bayerns täglich 129 Liter Wasser für verschiedene Verwendungsmöglichkeiten aus dem öffentlichen Trinkwassernetz. Für knapp die Hälfte des Wasserverbrauchs ist Regenwasser oder Betriebswasser vollkommen ausreichend.

Betriebs- oder Brauchwasser - was ist das?

Bei der Definition von Betriebswasser müssen verschiedene Kategorien von Wasser betrachtet werden:

Trinkwasser: 

  • Ist Wasser für den menschlichen Gebrauch.

  • Es ist zum Trinken, zum Kochen, zur Zubereitung von Speisen und Getränken, zur Körperpflege und -reinigung, und zur Reinigung von Gegenständen, die mit Lebensmitteln oder dem menschlichen Körper in Kontakt kommen.


Grauwasser:

  • Ist fäkalien- und urinfreies, leicht verschmutztes Abwasser, das z. B. aus der Dusche oder dem Waschbecken.

  • Es kann nach technischer Aufbereitung als Wasser eingesetzt werden, wofür keine Trinkwasserqualität vorgeschrieben ist, wie für die Toilettenspülung, Gartenbewässerung, Wäsche, sowie Auto- bzw. Hausreinigung (nach der europäischen Norm DIN EN 12056-1).

  • Im Vergleich zu Regenwasser fällt es regelmäßig, ca. 60 – 65 Liter am Tag, an.

  • Zusätzlich kann es zur Wärmerückgewinnung genutzt werden.

  • Durch Mehrfachrecycling wird Grauwasser zu einer nahezu unendlichen Wasserressource

  • Im gewerblichen und industriellen Bereich erstrecken sich die Nutzungsmöglichkeiten von Grauwasser außerdem auf die Reinigung von Tierställen in der Landwirtschaft, den Betrieb großer Klimaanlagen mit KühltürmenAutowaschanlagen, sowie auf Prozesswasser in der Industrie (Umweltbundesamt 2005: 21). 


Niederschlagswasser / Regenwasser:

  • Ist, als das von Niederschlägen aus dem Bereich von bebauten oder befestigten Flächen gesammelt, abfließende Wasser definiert (§54 Wasserhaushaltsgesetz (WHG)).

  • Die Nutzung von Niederschlagswasser vorrangig außerhalb von Gebäuden stattfinden, beispielsweise zur Grünflächen- und Gartenbewässerung, das schont Ressourcen und stärkt den Wassrkreislauf. 


Schwarzwasser:

  • Ist als häusliches Abwasser mit fäkalen Feststoffen definiert und ist demnach Abwasser aus Toiletten (ISO 6107-7:1997) 

  • findet keine Anwendung im Haushalt.

Brauchwasser - wie kann es genutzt werden?

• Die einfachste Nutzung von Regenwasser ist die Gartenbewässerung, sprich das Gießen von Pflanzen, Bäumen, Obst und Gemüse in Haus und Garten oder für Gartenteiche. Außerdem ist es durch den Erhalt des Wasserkreislaufs (Speicherung, Bewässerung, Versickerung) ökologisch sinnvoller, das gesammelte Regenwasser außerhalb des Gebäudes, anstatt im Haushalt zu verwenden. Das Niederschlagwasser wird vom Dach in eine Regentonne oder auch in Erdtanks (Zisternen) mit einem größeren Fassungsvermögen geleitet.

• Eine Nutzungsmöglichkeit im Haushalt ist die Toilettenspülung oder auch als Wasser in der Waschmaschine, da hierfür keine Trinkwasserqualität nötig ist. Nachdem eine Grauwasseranlage installiert ist, wird anfallendes, leicht verschmutztes Abwasser aus Dusche oder Waschbecken gesammelt und zur mehrfachen Verwendung zur Verfügung gestellt. Diese Grauwasseranlage ist der Gesundheitsbehörde anzuzeigen.


• Gesammeltes Regenwasser kann als Ersatz von entsalztem Wasser in der Industrie als Prozesswasser oder zur Bevorratung von Löschwasser verwendet werden.

Zisternen - Regenwasser speichern und nutzen

Welche Arten von Zisternen gibt es und wie soll die Zisterne dimensioniert werden?

  • Es gibt Betonzisternen, Kunststoffzisternen, Rundtanks und Flachtanks.
  • Zisternen und Tanks können im Boden vergraben oder im Garten aufgestellt werden.

  • Das Fassungsvermögen von Zisternen kann zwischen 1.000 und 20.000 L umfassen.

  • Die Zisterne sollte nicht zu groß gewählt werden, weil sie einmal im Jahr überlaufen sollte, um Schmutz auf der Oberfläche zu vermeiden. Bei der Wahl der Zisterne sollte die durchschnittliche Regenmenge in der Region, die Grundfläche und der Neigungsgrad des Dachs und die Fläche des Gartens berücksichtigt werden. Die geeignete Größe kann mit Hilfe eines Zisternenrechners ermittelt werden.
  • Kunststoffzisternen werden aus Polyethylen oder glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt und haben daher ein geringes Eigengewicht. Sie sind im Gegensatz zu Betonzisternen pflegeleichter und weniger reinigungsintensiv, jedoch von geringer Stabilität und sollten daher keinen großen Belastungen ausgesetzt sein.

  • Flachtanks haben den Vorteil, dass die Grube nicht tief ausgehoben werden muss.

  • Betonzisternen dagegen werden, oft regional, aus Beton hergestellt, sind recycelbar und damit sogar ökologischer. Sie zeichnen sich durch eine hohe Stabilität aus, sind sogar befahrbar und können z.B. unter einem Autostellplatz installiert werden. Außerdem sind sie auftriebssicher vor hohem Grundwasser. Der Nachteil dieser Art von Zisterne ist, dass sie ein hohes Eigengewicht haben und damit schwer zu transportieren, sowie einzubauen sind. Oft wird ein Kran benötigt.
Funktionsweise einer Regenwasserzisterne; Abbildung Landkreis Bayreuth

Grauwasserrecycling - Brauchwasser aufbereiten und nutzen

Neben der Sammlung von Regenwasser in Zisternen ist das Recycling von Grauwasser eine weitere Möglichkeit der Betriebswassernutzung. Hierfür wird jedoch ein separates Leitungssystem, das vom Trinkwasser-System getrennt ist, benötigt. Daher ist die Nachrüstung oft nur im Zuge einer Grundsanierung möglich. 

  • Grauwasserrecycling beschreibt die Aufbereitung von gering verschmutztem Abwasser, um es für bestimmte Zwecke wie beispielsweise die Toilettenspülung, die Bewässerung des Gartens oder zum Wäschewaschen wiederzuverwenden.

  • Als Grauwasserquelle dienen Abwasser, die nur eine geringe Verunreinigung aufweisen, etwa vom Baden, Duschen oder Händewaschen.

  • Durch das Recycling in einer Grauwassernutzungsanlage kann kein Trinkwasser, sondern lediglich Betriebswasser gewonnen werden.

  • In der typischen Grauwasserrecyclinganlage fliest das Grauwasser durch mehrere Sammelbehälter. In diesen werden unterschiedliche mechanische und biologische Reinigungsmethoden angewandt, um das Wasser von Schmutz und Verunreinigungen zu reinigen.

  • Mechanische Filter reinigen das Abflusswasser von größeren Partikeln wie Haare und Schmutzpartikel.

  • Feine Membranplatten halten Bakterien und Viren zurück. Das aufbereitete Grauwasser wird im letzten Behälter bis zur Nutzung aufbewahrt.

  • Ist nicht genügend Grauwasser verfügbar, wird in der Regel Trinkwasser hinzugefügt oder auf Regenwasser zurückgegriffen. Hierbei kann eine Regenwassernutzungsanlage (Zisterne) effektiv mit einer Grauwasserrecyclinganlage kombiniert werden.

  • Während bei der Grauwassernutzung effektiv einmal die Trink- und einmal die Abwasserkosten gespart werden, spart die Regenwassernutzung das substituierte Trinkwasser. Diese Kombination bietet also doppeltes Einsparungspotenzial.

  • Kann auch an die Wärmerückgewinnung gekoppelt werden. Beim sogenannten Wärmerecycling wird dem Grauwasser nach der Aufbereitung die Wärme entzogen und diese anschließend zur Warmwasserbereitung oder als zusätzliche Wärmequelle genutzt.
Funktionsweise einer Grauwasserrecycling-Anlage mit Wärmerückgewinnung, Abbildung Landkreis Bayreuth nach Nolde 2013

Quellenverzeichnis

Quellen zum Thema Brauchwasser - und Regenwassernutzung

BAU-Index (2022): Grauwasser-Aufbereitung: Wasserrecycling und Wärmerückgewinnung. Online verfügbar unter: https://www.bauindex-online.de/allgemein/grauwasser-aufbereitung/, zuletzt geprüft am 06.09.2023.

Fbr (Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V.) (2009): Grauwasser-Recycling – Wasser zweimal nutzen (Schriftenreihe fbr Band 12).

Fbr (Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V.) (2009): Grauwasser-Recycling – Wasser zweimal nutzen (Schriftenreihe fbr Band 12).

Fbr (Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V.) (2019): Regenwasser sammeln und nutzen (fbr-wissen). Darmstadt.

Gartenbau.org (2022): Regenwasserzisterne: Garten mit Regenwasser gießen und doppelt sparen. Online verfügbar unter:   https://www.gartenbau.org/magazin/regenwasserzisterne-bauen-20147576, zuletzt geprüft am 06.09.2023.

Nolde, E. (2013): Hohe Energie- und Wassereffizienz durch Grauwasserrecycling mit vorgeschalteter
Wärmerückgewinnung. (fbr-wasserspiegel 1/13).

Sellner, M. (2013): Grauwassernutzung. Wichtiger Baustein in der grünen Gebäudetechnik. In: Mo-
derne Gebäudetechnik 9/2013.

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin (2007): Innovative Wasserkonzepte: Betriebswassernutzung in Gebäuden. Berlin.

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin (2011): Leitfaden für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen. Zur Bewertung von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung. Berlin.

Umweltbundesamt (2005): Versickerung und Nutzung von Regenwasser. Vorteile, Risiken, Anforderungen.

Wilo (2019): Abwasser – eine kleine Farbenlehre. Online verfügbar unter: https://wilo.com/de/de/News-Blog/Rund-um-die-Wilo-Welt/Blog/Abwasser-eine-kleine-Farbenlehre_4801.html, zuletzt geprüft am 06.09.2023.

zisterne-ratgeber.de (2022), Online verfügbar unter: https://www.zisterne-ratgeber.de/ zuletzt geprüft am 06.10.2023

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Flächenentsiegelung

Flächenentsiegelung – Was ist das und warum brauchen wir es?

Etwa 45 % der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in Deutschland aktuell versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. 

Versiegelte Flächen, können wieder in Grünflächen umgewandelt werden. Dies wird Entsiegelung genannt.

Was passiert, wenn Flächen versiegelt werden?

  • Der Boden wird wasser- und luftdicht abgedeckt, indem er z.B. mit Gebäuden bebaut wird oder für den Verkehr mit (teilweise) undurchlässigen Materialien wie Asphalt, Beton oder Pflastersteinen befestigt wird.

  • Versiegelter Boden kann Niederschläge nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr aufnehmen, d.h. insbesondere bei Starkregenereignissen wird das Wasser nicht vom Boden aufgenommen, sondern fließt schnell ab, Kanalisationen laufen über, Flüsse und Bäche können so in kurzer Zeit stark anschwellen und über ihre Ufer treten.

  • Auch das lokale Klima wird negativ beeinflusst, weil durch Versiegelung der Luftaustausch zwischen dem Boden und der Atmosphäre unterbrochen und die natürliche Verdunstung stark verringert wird, weshalb versiegelte Böden keinen Beitrag zur Kühlung bei sommerlicher Hitze leisten können. Zusätzlich fehlen auf versiegelten Flächen oft Pflanzen, die als Wasserverdunster und Schattenspender fungieren.

(Umweltbundesamt 2023)

Am sinnvollsten, die Flächenversiegelung von vornherein zu vermeiden. Die Bundesregierung hat sich in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 den Flächenverbrauch für Siedlungen und Verkehr auf unter 30 Hektar pro Tag zu verringern. In den letzten Jahren konnte die Flächenversiegelung bereits deutlich verlangsamt werden, doch noch immer werden derzeit jeden Tag etwa 55 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsfläche neu ausgewiesen, was ungefähr der Größe von 78 Fußballfeldern entspricht (BMUV 2023: o.S.).

Bayern nimmt dabei mit einem konstant hohem gesamten Flächenverbrauch von >10 ha/Tag eine Spitzenposition unter den Bundesländern ein. Das ausgesprochene 5-Hektar-Ziel bis zum Jahr 2030 liegt bisher in weiter Ferne. In Oberfranken betrug der Flächenverbrauch 2021 ca. 297 ha.  (Regierung von Oberfranken 2023: 2).

Flächenverbrauch in Bayern von 2015 bis 2021; Quelle: StMWi 2023 nach Daten des Bayerisches Landesamts für Statistik.

(StMWi - Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie)

Welche Arten der Entsiegelung gibt es?

Verschiedene Möglichkeiten der Entsiegelung; Abbildung Landkreis Bayreuth nach Berliner Regenwasseragentur

Bei der Entsiegelung lassen sich verschiedene Formen unterscheiden:

Vollentsieglung

  • am umfangreichsten und wirkungsvollsten

  • alle wasser- und luftundurchlässigen Schichten werden entfernt, der verdichtete Boden darunter wird aufgelockert und soll in seinen physikalischen, chemischen und biologischen Funktionen möglichst wiederhergestellt werden. Vorhandenen Altlasten werden ebenfalls entfernt.

  • durch diesen durchwurzelbaren Bodenschicht kann Regenwasser ungehindert versickern

  • liegt vor, wenn Brachflächen in Grün- oder Gartenflächen umgewandelt oder langfristig wieder zu Ackerland, Feuchtgebieten oder Wald gemacht werden.

Teilentsiegelung

  • weniger kostenintensiv

  • die oberen wasser- und luftundurchlässigen Schichten nicht vollständig beseitigt. Auch kann der Unterboden verdichtet bleiben. Eine Teilentsiegelung kommt bei Flächen in Betracht, die weiterhin eine gewisse Belastung tragen müssen und nicht vollständig in Grün- oder Gartenland umgewandelt werden können

  • bei Grundstückszufahrten, Kfz-Stellplätzen oder öffentlichen Wegen

  • Undurchlässige Beläge wie Asphalt- oder Betonflächen können durch teilweise durchlässige Materialien, z.B. Rasengittersteine oder Fugenpflaster, ersetzt werden. Dadurch kann Regenwasser wieder eingeschränkt versickern werden. 

funktionalen Entsiegelung

  • hier findet lediglich eine Abkopplung der entsprechenden Flächen von der Kanalisation statt, indem eigene Versickerungsmöglichkeiten geschaffen werden oder z.B. durch Dachbegrünung. Die funktionale Entsiegelung bietet sich vor allem für stark genutzte Flächen an.

(Berliner Regenwasseragentur)

Welcher Belag eignet sich wofür?

Je nach Nutzungszweck und -intensität kommen bei Voll- oder Teilentsiegelung verschiedene Beläge in Frage, die sich hinsichtlich ihrer ökologischen Qualitäten deutlich unterscheiden können

  • Eine Rasendecke ist zwar bei sachgerechter Nutzung meist sehr strapazierfähig, allerdings wenig tragfähig und kommt deshalb nur bei wenig genutzten Flächen in Frage.

  • Ebenfalls wenig tragfähig, z.B. für Gartenwege oder auf gelegentlich genutzten Spielflächen, sind Beläge aus gehäckseltem Rinden-, Strauch- und Baumschnitt, die das Regenwasser vollständig aufnehmen können, wenn sie sachgerecht genutzt werden.

  • Bei Rasengitterelementen aus Beton oder Rasenwaben aus Kunststoff können Niederschläge durch die Hohlkammern versickern, die mit Erde, Erde-Kies-Gemisch oder ähnlichem Substrat verfüllt sind und begrünt werden können. Sie eignen sich für Verkehrsflächen, die begangen oder befahren werden, z.B. Grundstückzufahrten oder Feuerwehrzufahrten.

  • Beim sogenannten Schotterrasen handelt es sich um einen grasbewachsenen Belag auf einem Gemisch aus Schotter und Mutterboden eignet sich allerdings nicht für ständiges Befahren, sondern für gelegentliches und langsames Befahren und kommt deshalb z.B. für Feld- und Wirtschaftswege 
  • Kies- oder Splittdecken sind vergleichsweise gering verdichtet. Deshalb kann Regenwasser fast vollständig versickern. Allerdings sind die Beläge nur wenig tragfähig und eignen sich eher zum Begehen (z.B. auf Terrassen) als zum Befahren.


  • Sicker- oder Porenpflaster ist luft- und wasserdurchlässiges Betonpflaster, bei dem Regenwasser durch den Stein mit seiner offenporigen Oberfläche versickern kann. Die Porenstruktur bedingt, dass solches Pflaster für ein Befahren mit schweren Fahrzeugen schlecht geeignet ist. Um Verstopfen der Poren zu vermeiden, muss es regelmäßig gereinigt werden. 

  • Beim Fugenpflaster erfolgt die Versickerung des Regenwassers nicht durch den Stein selbst, sondern über die mit Sand, Splitt oder Rasen gefüllten Fugen, denn die Steine haben eine dichte Struktur. Dies führt gegenüber offenporigen Steinen zu einer höheren Belastbarkeit. Bei breiten Fugen kann es passieren, dass diese mit der Zeit ausschwemmen.
     
  • Beim Holzpflaster bilden imprägnierte Holzklötze den Belag, die mit Sand oder Splitt verfugt werden.
  • Holzroste, die auf Terrassen, Podesten, Sitz- und Ruhebereichen oft eingesetzt werden, bestehen ebenfalls aus imprägnierten Hölzern.

  • Dränasphalt weist Poren und Hohlräume auf. Er ist deshalb wasserdurchlässig und kann Verkehrslärm absorbieren. Die Poren können verstopfen und müssen daher mit speziellen Hochdruck-Absauggeräten gereinigt werden.

  • Dränbeton, ist weniger belastbar als Dränasphalt, hier werden Gesteinskörnungen von Zementleim umhüllt, sodass sich Hohlräume bilden, durch die Niederschlagswasser abgeführt und Lärm absorbiert werden kann. Muss ebenfalls regelmäßig gereinigt werden, um die Versickerungsleistung zu erhalten.

Flächenentsiegelung verschiedene Belag-Eigenschaften

Tabelle: Übersicht verschiedener Bodenbeläge und deren Abflussbeiwert, Versickerungsleistung und weiteren Eigenschaften. Quelle: Technische Universität Kaiserslautern 2007; Bayerisches Landesamt für Umwelt 2015; Berliner Regenwasseragentur 2023b.

Quellenverzeichnis

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2015): Regenwasserversickerung – Gestaltung von Wegen und Plätzen.

BMUV (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutt) (2023): Flächenverbrauch – Worum geht es? Online verfügbar unter: https://www.bmuv.de/themen/nachhaltigkeit/strategie-und-umsetzung/reduzierung-des-flaechenverbrauchs.

Berliner Regenwasseragentur (2023a): Entsiegelung. Online verfügbar unter: https://regenwasseragentur.berlin/massnahmen/entsiegelung-von-flaechen-in-berlin/. Zuletzt geprüft am 25.07.2023.

Berliner Regenwasseragentur (2023b): Versickerung. Online verfügbar unter: https://regenwasseragentur.berlin/massnahmen/regenwasser-versickern/. Zuletzt geprüft am 25.07.2023.

Technische Universität Kaiserslautern (2007): Untersuchung des Abfluss- und Versickerungsverhaltens wasserdurchlässiger Flächenbeläge.

Umweltbundesamt (2023): Bodenversiegelung. Online verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/boden/bodenversiegelung#was-ist-bodenversiegelung

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Leitfaden für Kommunen

Der Leitfaden zeigt den (rechtlichen) Instrumentenkasten auf, mit welchem Kommunen blau-grüne Infrastrukturen fördern können. Er enthält einen Fahrplan zur Konzeptionierung und Umsetzung von blau-grünen Maßnahmen, informiert über gute Praxis aus anderen Kommunen und schließt mit der Darstellung von Erfolgsfaktoren und einer Liste vertiefender Literaturempfehlungen.

Download des Leitfadens (PDF)

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