04.07.2011

Lebhafte Diskussion zum Atomausstieg

Eine Zusammenfassung wurde im Nordbayerischen Kurier veröffentlicht

Am 29.6.11 fand auf Einladung des BN eine Podiumsdiskussion zu den regionalen Auswirkungen des Atomausstiegs statt. Vertreter der Bioenergieregion diskutierten mit.

Eine Zusammenfassung wurde im Nordbayerischen Kurier veröffentlicht. Hier folgt der Artikel von Sandra Buchwald:
 
Das Ziel heißt Bürgerenergie

Podiumsdiskussion des Bundes Naturschutz zur Energiewende auf regionaler Ebene

BAYREUTH

Von Sandra Buchwald

Der Ausstieg aus der Atomkraft ist beschlossene Sache. Darüber, wie die Energiewende in der Region umgesetzt werden kann, diskutierten Fachleute am Mittwoch in einer von der Kreisgruppe Bayreuth im BundNaturschutz (BN) veranstalteten Podiumsdiskussion. In einer lebhaften Debatte kristallisierten sich zwei Aspekte heraus: Zielführend sind ein ausgewogener Energiemix und eine angemessene Bürgerbeteiligung. Moderiert wurde die Expertenrunde von Kurier-Redakteur Gunter Becker, der gleich zu Beginn eine Frage stellte, bei der die zahlreichen Zuhörer ganz genau hinhorchten: Kann es eine Kommune wie Bayreuth schaffen, bis zum Jahr2050 die Vollversorgung mit regenerativen Energien zu erzielen? Eine Frage, bei deren Beantwortung sich Mariella Schubert ein bisschen zu winden schien.Die Mitarbeiterin der Firma Green City Energy, die auf kommunale Energieberatung und Energieanlagenbau spezialisiert ist, sah als Voraussetzung für die Bayreuther Energiewende nicht nur die genaue Erhebung des aktuellen Status quo, sondern vor allem die Bereitschaft zur Dezentralisierung – und war skeptisch: „Ich bezweifle, dass Eon da mitspielen wird.“ Weit optimistischer zeigte sich Landrat Hermann Hübner, der eindringlich warnte, Klimaschutz und Energieversorgung an regionalen Grenzen festzumachen, und den möglichen Erfolg einer flächendeckenden Zusammenarbeit prognostizierte: „Die Bioenergieregion Bayreuth könnte in 20Jahren energieautark sein.“ Grund für seinen Optimismus ist vor allem das laufende Anhörungsverfahren für die Fortschreibung des Regionalplans Oberfranken-Ost, in dem zusätzliche Standorte für Windenergieanlagenausgewiesen werden sollen. Auch der BN-Referent für Energie und Klimaschutz, Herbert Barthel, plädierte für den Ausbau der Windkraft, für deren Erzeugung der aktuelle Regionalplan nur ein Prozent der Fläche ausweise. Die Windenergie, die in Bayern lange Zeit zugunsten der Atomkraft unterdrückt worden sei, benötige aber einen Flächenanteil von zwei bis drei Prozent. Dann könne ein Konflikt zwischen Windenergie und Naturschutz wirkungsvoll vermieden werden .

Am Limit

In puncto Energiewende sei man auf einem guten Weg, verkündete Bernd Rothammel vom Regionalmanagement, gab aber zu bedenken, dass die Gewinnung von Bioenergie wegen der begrenzten landwirtschaftlichen Flächenim Konzert der erneuerbaren Energien am Limit angelangt sei. „An der Windkraft werden wir nicht vorbeikommen“, konstatierte Rothammel. „Was hinterlassen wir unseren Kindern?“ Die nachdenkliche Frage kam von Landwirt Michael Schatz, der zusammen mit 26 anderen Bauern in Hollfeld eine Biogasanlage betreiben will. Schatz, der darauf drängte, auch Abfälle zu verwerten statt verrotten zu lassen, hob das Potenzial an regenerativer Energieheraus, das die Landwirtschaft bieten könne. Biogas, Windkraft und Photovoltaik seien mögliche Ansätze, sagte Schatz, der auch seine persönliche Grenze darlegte: „Was ich nicht will, ist Photovoltaik auf dem Boden, weil mir diese Fläche dann verloren geht. “Strom sparen sei der erste und wichtigste Schritt zur Energiewende. Der eindringliche Appell von Barthel wurde vom Publikum mit großem Applaus bedacht. Unterstützung erhielt Barthel auch von Michael Schmitt von der Firma Energent, die sich mit Solartechnik und Energieeffizienz beschäftigt. Er sah ebenso wie Barthel, dass vor allem in den Großstädten keine 100-prozentigeVersorgung in den Bereichen Strom, Heizungs- und Verkehrsenergie ohne Import möglich sei. Ein hohes Energieeinsparpotenzial von bis zu 80 Prozentmachte Schmitt im Gebäudesektor aus, wo er eine umfassende Beratung der Eigentümer zu einer fachmännischen Dämmung ihrer Gebäude für unverzichtbar hält .In ihrem Fazit war sich die Podiumsrunde durchwegs einig: Eine effektive Energiewende braucht eine Mischung aus verschiedenen regenerativen Energien und, wie Hübner verdeutlichte, vor allem die Sensibilisierung undUmsetzungsbereitschaft der Bürger: „Bürgerbeteiligung und Bürgerenergie sind das A und O.“

NBK, Freitag, 1. Juli 2011, Seite 13

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